Nach der Schliessung des Spitals Wattwils bietet die Berit Klinik eine medizinische Versorgung der Toggenburger Bevölkerung an – inklusive eines rund um die Uhr geführten Notfallzentrums. Umso stossender ist es, dass der Rettungsdienst die Notfallstation in Wattwil systematisch umfährt.

Wattwil, 4. Dezember 2023 | In der Berit-Klinik in der Liegenschaft des ehemaligen Spitals Wattwil steht heute ein gut funktionierendes, auf die Bedürfnisse der Toggenburger Bevölkerung angepasstes Angebot von ambulanten und für Notfallpatienten stationären medizinischen und chirurgischen Leistungen sowie Diagnostik zur Verfügung. Ein hochmotiviertes und sehr kompetentes Ärzte- und Pflegeteam bietet eine 24-Stunden-Versorgung an. Der Notfalldienst wird zusammen mit dem Toggenburger Ärzteverein abgedeckt. Die Zusammenarbeit mit der Berit Klinik wird von den niedergelassenen Ärzten als sehr kooperativ und verlässlich eingestuft.

Versorgung der Bevölkerung gefährdet

Der Toggenburger Ärzteverein muss nun aber feststellen, dass die kantonale Gesundheitspolitik erneut die lokale Versorgung der Toggenburger Bevölkerung gefährdet, weil der Rettungsdienst 144 die Berit Klinik ganz bewusst links liegen lässt. Eine aktuelle Statistik zeigt, dass nur noch acht Prozent der Notfalltransporte via Rettungsdienst in die Notfallstation in Wattwil gelangen, zu Zeiten des Spital Wattwil waren es noch rund 40 Prozent. Es kommt sogar vor, dass Patientinnen und Patienten gegen ihren ausdrücklichen Willen nicht in die Berit Klinik gefahren werden.

Die Antwort der Regierung auf eine kürzliche Anfrage von SP-Kantonsrat Martin Sailer zeigt auf, dass die Umgehung des Wattwiler Notfalls mit voller Absicht geschieht. Das Gesundheitsdepartement vergütet der Berit Klinik ab November 2023 bei Notfallpatienten nur noch Behandlungen mit einer Aufenthaltsdauer von höchstens zwei Nächten. Daher soll nun das Rettungsdienstpersonal vor Ort beurteilen können, welcher Patient potenziell länger als zwei Nächte behandelt werden muss. Für die Toggenburger Ärzteschaft ist dies aus medizinischen Überlegungen schlichtweg nicht möglich.

Die Haltung der Regierung ist nicht nur für die Berit Klinik unbefriedigend, letztlich leidet darunter die Versorgungsqualität der ganzen Bevölkerung. Die aktuelle Diagnostik in der Berit Klinik mit einem 24Stunden-Service inklusive der Möglichkeit von CT-Untersuchungen ist einzigartig und wird von Patienten und Ärzten sehr geschätzt. Für eine weiterhin adäquate Versorgung der Region ist eine ausreichende Auslastung des Notfallzentrums eine unabdingbare Voraussetzung. Ein künstliches Aushungern des Notfalls in Wattwil könnte dagegen einen Leistungsabbau provozieren.

Leistungsauftrag anpassen

Gemäss einer Kontrolle des Gesundheitsdepartment im November blieben rund 20 Prozent der Patientinnen und Patienten drei oder mehr Nächte in der Berit Klinik hospitalisiert. Für den Toggenburger Ärzteverein ist es nachvollziehbar, dass zur Behandlung einer Lungen- oder Darmentzündung gelegentlich zusätzliche Hospitalisationstage erforderlich sind. Ein Sekundärtransport in eine weitere Klinik nach zwei Nächten ist in solchen Fällen weder patientenfreundlich noch gesundheitspolitisch sinnvoll. Der Toggenburger Ärzteverein spricht sich deshalb dafür aus, das Leistungsspektrum der Berit Klinik nicht einzuschränken.

Die Toggenburger Ärzteschaft stellt sich in seltener Einmütigkeit klipp und klar gegen die unsinnige Benachteiligung der Berit Klinik, welche nicht aus medizinischen Gründen erfolgt.

Der Toggenburger Ärzteverein stellt daher folgende Forderungen an die Regierung:

1. Das Notfallzentrum der Berit Klinik muss durch die Rettung St.Gallen nach medizinischen Kriterien als nächstgelegener Notfall angefahren werden. Ausnahmen sind Fälle, die gezwungenermassen Leistungen eines Zentrumsspital benötigen.

2. Das Notfallzentrum der Berit Klinik ist seitens des Gesundheitsdepartements genauso zu unterstützen, wie alle anderen Notfälle im Kanton auch, damit es seine Aufgabe eines auf den regionalen Bedarf abgestimmten Notfallversorgungsangebots sicherstellen kann.

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